Demokratietag

Bericht über den Demokratietag (von Holger Weithöner)

Demokratielernen von klein auf: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe – so wachsen mündige Bürger heran!

 

270 Teilnehmer/innen beim 5. Hessischen Demokratietag 2012 im Goethe-Gymnasium Frankfurt/Main

Ein Bericht von Holger Weithöner


In Frankfurt fand am 30. November 2012 im Goethe-Gymnasium der 5. landesweite Hessische Demokratietag unter dem Titel „Kinder- und Jugendrechte - mitWirkung“ statt. 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter ein großer Teil Schülerinnen und Schüler, fanden den Weg aus ganz Hessen in die Goetheschule um sich an den Gesprächen und angebotenen Workshops zu beteiligen.

Insbesondere die Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern bei der Mitgestaltung von Schule und ihrer Umgebung standen im Mittelpunkt des Tages, der von Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums moderiert wurde. Ein Großteil der 20 Workshops wurde von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gestaltet. Die unterschiedlichen Angebote reichten u.a. von „Tipps und Tricks für die SV-Arbeit“, „ Was macht eigentlich ein Kinder- und Jugendparlament?“, „Recht auf Bildung? Na klar!“, „Streitschlichter“, „PIT- Prävention im Team“ bis hin zum „Klassenrat“. Das Schüler/innen voneinander lernen konnten, war sicherlich ein besonderer Moment im Verlauf des Demokratietages.

Ein „Markt der Möglichkeiten“ lud in den Pausen zur Information und zum Austausch ein. Die Aussteller des Marktes der Möglichkeiten gaben mit ihren Ständen Informationen über ihre Projekte, Arbeitsvorhaben und Initiativen.

Am Nachmittag diskutierten Kultusministerin Nicola Beer, Sarah Sorge (Bildungsdezernentin Stadt Frankfurt), Laurien Wüst (Landesschülersprecher), Kerstin Geis (Vorsitzende Landeselternbeirat) und Hansjörg Lacour (Stadtverbindungslehrer) in einer Gesprächsrunde zum Thema „Schule trifft Politik“.

Das vielfältige Angebot hob Helmolt Rademacher – einer der Initiatoren und Mitbegründer des Hessischen Demokratietages – vom Projekt „Gewaltprävention und Demokratielernen“ des Hessischen Kultusministeriums hervor: „Beeindruckend war die Vielfalt der Workshopangebote, die alle gut besucht waren und von einer lebendigen Diskussions- und Arbeitsatmosphäre geprägt waren. Die Teilnehmer gingen mit vielen positiven Anregungen nach Hause.“

Der Hessische Demokratietag wird jedes Jahr von einem Team geplant, dazu gehören die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe), die Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ Hessen, das Projekt des Hessischen Kultusministeriums „Gewaltprävention und Demokratielernen (GuD)“, die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendbeteiligung in Hessen, das Haus am Maiberg (Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz), das „Netzwerk gegen Gewalt“ Hessen, Makista e.V. (Macht Kinder stark für Demokratie) und die Landeschülervertretung (LSV).

Demokratietagsblitzlichter

 

Stellvertretender Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn:

„Mein Appell an Schülerinnen und Schüler ist: sich zu beteiligen und mitzumachen, nicht wie in einem Stadion nur passiv auf der Tribüne zu sitzen und zuzuschauen. Jugendliche und Schüler sollen sich ins Spiel einmischen, aufs Spielfeld der Demokratie kommen und dort aktiv mitwirken. Ihr Schüler habt Rechte, informiert euch, nehmt eure Rechte wahr!“

 

Kultusministerin Nicola Beer:

„Wichtig ist aus meiner Sicht, dass es an Schulen eine aktive SV-Arbeit gibt, diese muss aber durch Projekte ergänzt werden, damit Schülerinnen und Schüler auch aktiv und ganz konkret beteiligt werden. Erst wenn diese Projekte nachhaltig umgesetzt werden, kann man junge Schüler motivieren mitzuwirken.“

 

Peter Feldmann (Oberbürgermeister Frankfurt/Main):

„Ich war selbst mal Landesschülersprecher. Demokratie ist eine Haltung, die man nicht mehr loswird. Dabei macht Beteiligung sogar Spaß. Politik muss alle beteiligen, damit sie nicht zu einer Show verkommt, aber Beteiligung von Kinder und Jugendlichen darf nicht nur auf Politik beschränkt sein. Zum Beispiel ist zu diskutieren, ob die SV auf Lehrer-Gesamtkonferenzen in Schulen ein Stimmrecht haben sollte und ob sie ein Anhörungsrecht bei zentralen Bildungsthemen erhalten sollte.“

 

Laurien Wüst (Landesschülersprecher):

“Es gibt noch große Defizite in der Schülerbeteiligung: so haben Förder- und Grundschulen keine fest verankerte SV-Struktur, diese muss entwickelt, ausgebaut und nachhaltig implementiert werden. Demokratieerziehung in der Schule muss auch Erziehung zum demokratischen Ungehorsam sein, denn erst im kritischen Diskurs, in der Auseinandersetzung kann sich ein politisches System weiterentwickeln. Schülerinnen und Schüler müssen auch Sand im Getriebe von politischen Prozessen in Schule und außerhalb davon sein, gerade, wenn es scheinbar wie geschmiert zu laufen scheint. Der Leistungs- und Notendruck darf dies nicht behindern!“

 

Helmolt Rademacher (Projekt „Gewaltprävention und Demokratielernen GuD“ des Hessischen Kultusministeriums):

„Demokratie ist einerseits ein Verfassungsgebot, aber andererseits ein zentrales Erziehungsziel. Damit dieses spürbar für Jugendliche und Schüler wird, muss es mit Leben gefüllt und ganz konkret erfahrbar sein. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie musste hart und lange erkämpft werden, dass sieht man gerade aktuell am Beispiel von Ägypten. Aber auch in Deutschland ist die Demokratie immer wieder durch Rechtsextremismus, Gewalt, Fremdenhass und Antisemitismus bedroht.  Insofern ist es von zentraler Bedeutung, dass Demokratie von klein auf eingeübt wird. Der Hessische Demokratietag ist ein kleiner Baustein dieser großen Aufgabe.“

 

Autor: Holger Weithöner, Projekt „Gewaltprävention und Demokratielernen GuD“ des Hessischen Kultusministeriums
Fotos: Holger Weithöner
Datum: 30. November 2012
© www.hessen.ganztaegig-lernen.de

Kontakt:

Holger Weithöner
Projekt des Hessischen Kultusministeriums: „Gewaltprävention und Demokratielernen (GuD)“